Andreas Okopenko versteht sich selbst beim Verfassen seiner beiden Romane und seiner Erzählungen immer als Lyriker. So stellt er seinem Text „Meteoriten“ in „Mikrostrukt – ein Autorenvorwort zur 2. Ausgabe“ (Meteoriten, S. 5–8) voran:
Auch dieser Roman ist wieder lyrisch. Sein heimlich-unheimlicher Sinn ist ja die Psychomelodie; und ist das Ergreifende des nichtwiederkehrenden Existenzaugenblicks, in Hokku-Gesinnung pars pro toto einzufangen versucht, den japanischen Gott im Quak und im Wassertropfen.
(Meteoriten, S. 7, Hervorh. Okopenko)
Dabei bricht er mit herkömmlichen Usancen und Lesehaltungen, experimentiert mit Sprache, mit assoziativen Bildern, löst die Linearität eines Romans auf zugunsten einer wie im Lexikon-Roman vom Leser selbst zu wählenden Lesart. Im „Kindernazi“ weiß man oft nicht, wer die Erzählstimme ist. Zusätzlich versucht Andreas Okopenko den in traditionellen Texten herrschenden Zusammenhang von Ursache und Wirkung aufzubrechen.
„Es wird deutlich, daß Okopenko nicht an einer chronologischen Ereignisschilderung interessiert ist. Die durch die Chronologie dem Leser suggerierte Ursache-Wirkungs-Abfolge würden Handlungen, mitgeteilte Gedanken, Wünsche, Beobachtungen allzu leichtfertig als ‚notwendig‘ erklären. Nur durch das Auslösen bestimmter, nicht in zeitlicher Abfolge zueinander stehender Stationen hingegen, vermag der Leser die geschilderten Ereignisse selbständig zueinander in Beziehung zu setzen. Wie auch in der späteren Prosa, besteht die Funktion des Lesers nicht im passiven Nachvollzug, sondern im aktiven Arrangieren von dargereichten Wirklichkeitspartikeln.“ (Janetzki, S. 4)